-
OrtBremerhaven
-
ObjektNeubau einer Klappbrücke
-
VerfahrenEU-weiter nicht offener Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb (3. Preis)
-
VergabeBIS mbh
-
BauherrLand Bremen und Stadt Bremerhaven
-
EntwurfsverfasserCaspar Schmitz-Morkramer
-
TragwerkWerner Sobek AG
-
MechanikDr. Schippke + Partner
-
Planungszeit2025
-
Visualisierungenmoka-studio
Im Zentrum des neuen Werftquartiers entsteht eine Brücke, die mehr ist als eine bloße Querung: Sie verbindet nicht einfach zwei Ufer, sondern schafft eine neue Mitte – für das Quartier, für die Stadt, für die Menschen. Statt einer klassischen Verbindung von A nach B führt die neue Klappbrücke von A nach A. Eine symbolische und funktionale Klammer, die das Quartier auf beiden Seiten des Hafenbeckens zusammenhält und die Ufer als gleichwertige Stadträume versteht. Die Brücke bleibt im geschlossenen Zustand fast unsichtbar – flach, zurückhaltend, mit klarer Linie. Sie fügt sich in die Hafenlandschaft ein, ohne sie zu stören. Im geöffneten Zustand jedoch wird sie zum skulpturalen Objekt: Ein präzise gefaltetes Band, das sich hebt und dabei für einen Moment zur Landmarke wird. Ihre Form ist von Schiffsrümpfen inspiriert – eine stille Hommage an die maritime Geschichte des Ortes. Der Entwurf verzichtet auf gestalterischen Lärm, setzt stattdessen auf Struktur, Geometrie und den Reiz des Moments, in dem Bewegung sichtbar wird.
Die Brücke besteht aus zwei symmetrischen Klappen mit je 24 Metern Länge und einer dazwischenliegenden Mittelstütze. Mit einer Gesamtlänge von 55,8 Metern und einer Breite von 8,9 Metern fügt sich die Konstruktion funktional und städtebaulich in das Hafenbecken ein. Die Klappteile sind als Hohlkästen aus Stahl ausgebildet – eine effiziente Bauweise, die bei geringem Eigengewicht hohe Tragfähigkeit ermöglicht. Die Querschnitte sind so optimiert, dass sie auf Material verzichten, wo es möglich ist – und Material konzentrieren, wo es notwendig ist. Die Mittelstütze reduziert nicht nur die Spannweiten und damit die Masse der Klappen, sondern ermöglicht auch eine ruhige, ausgewogene Statik. Zwei schlanke Pfeiler nehmen die Konstruktion auf – unaufdringlich und zugleich klar sichtbar. Die gesamte Brücke ist integral geplant: Das bedeutet, sie kommt ohne Lager aus. Dadurch entfällt eine wartungsintensive und verschleißanfällige Komponente – ein Gewinn für Nachhaltigkeit und Betriebssicherheit. Auch ökologisch setzt die Brücke Maßstäbe: Durch den Einsatz von CO₂-reduziertem Stahl und eine ressourcenschonende Konstruktion wird der ökologische Fußabdruck so gering wie möglich gehalten.
Die Klappbrücke wird von je zwei Hydraulikzylindern pro Brückenklappe bewegt – das garantiert eine sichere und kontrollierte Bewegung. In nur 90 Sekunden öffnet sich die Brücke vollständig – leise, präzise, und für die Schifffahrt gut planbar. Die gesamte Antriebstechnik ist gut zugänglich im Maschinenraum untergebracht und auf Langlebigkeit und geringe Wartungskosten ausgelegt. Die verbaute Hydraulik nutzt ein Load-Sensing-System, das nur so viel Energie aufwendet, wie tatsächlich gebraucht wird. Ein intelligentes System spart somit Ressourcen und Betriebskosten. Auch in puncto Nachhaltigkeit ist die Technik zukunftsweisend: Die Hydraulikanlage arbeitet mit biologisch abbaubaren Ölen. Ein smartes Überwachungssystem ermöglicht die Fernüberwachung aller technischen Komponenten. Bei Wartung oder Störung können alle Systeme mobil angesteuert werden – ein klarer Vorteil im täglichen Betrieb. Im Notfall – etwa bei Stromausfall – bleibt die Brücke durch redundante Verriegelungssysteme, Notstromanschlüsse und manuelle Steuerungseinheiten jederzeit sicher.
Der Bau der Brücke ist auf Effizienz und minimale Eingriffe in das sensible Hafenumfeld ausgerichtet. Statt aufwändiger Aushubarbeiten werden alle Fundamente erschütterungsfrei mit Stahlrohrpfählen direkt vom Ponton aus in den Boden eingebracht – schnell, präzise und mit geringer Belastung für Anwohner:innen und Natur. Auch die eigentlichen Brückenteile – die Klappen, Pfeiler und Widerlager – werden vorgefertigt. In lokalen Werften oder Stahlbauunternehmen entstehen die vier großen Komponenten unter optimalen Bedingungen. Sie werden komplett beschichtet und per Schiff an ihren endgültigen Standort transportiert. Vor Ort erfolgen dann nur noch die Montage und das Einheben der Teile – ein Prozess, der den gesamten Bauzeitraum verkürzt, die Verkehrsbehinderungen minimiert und den CO₂-Ausstoß senkt.
- Entwurfsverfasser
-
Caspar Schmitz-Morkramer
- Projektleitung Entwurf
-
Johannes Feder
- Entwurfsteam
-
Francisco Javier Vaz Cano
-
Jutta Göttlicher
-
Jonas Ritgen