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OrtDuisburg
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ProjektEntwicklung eines Masterplans für die Algarve in Duisburg als Grundlage für den Hochbau
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BauherrinZAR Real Estate Holding GmbH & Co. KG
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AusloberinISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH
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EntwurfsverfasserCaspar Schmitz- Morkramer (caspar.) mit Prof. Manuel Bäumler (Schellenberg + Bäumler Architekten) und Prof. Thomas Fenner (studio grüngrau)
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Freiraumplanungstudio grüngrau, Düsseldorf
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StädtebauSchellenberg + Bäumler Architekten, Dresden
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NachhaltigkeitWerner Sobek, Stuttgart
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Planungszeit2023
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Grundstücksgröße95.210 m²
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VisualisierungenPaul Trakies
Unser entwurflicher Masterplan für das Areal „Algarve“ in Duisburg basiert auf der Vision eines urbanen Quartiers mit Modellcharakter – durchmischt, kompakt und vielseitig. Ziel ist es, einen neuen Stadtraum zu schaffen, der sowohl Schaffensort als auch Alltagsort ist, dabei aber weitgehend vom Durchgangsverkehr befreit bleibt. Die verkehrliche Erschließung erfolgt randseitig über die Wanheimer Straße und eine neue Planstraße. KFZ-Verkehr wird frühzeitig abgefangen und in eine Parkgarage sowie einen multimodalen Mobilitäts-Hub mit Sharing-Angeboten geleitet. Beide Anlagen sind architektonisch in die Bebauung integriert und nehmen zusätzliche Nutzungen im Erdgeschoss auf – etwa eine Fahrradwerkstatt mit Cafébar in direkter Nachbarschaft zum Kultushafen. Das neue Quartier entsteht auf dem ehemaligen Gelände der „Alga-Werke“ in Duisburg-Wanheimerort – einem traditionsreichen Industrieareal, das über Jahrzehnte hinweg Standort für Produktion, Arbeit und Handwerk war. Die historische Bausubstanz, wie die alte Glüherei oder der markante Alga-Turm, zeugt noch heute von dieser Vergangenheit. An die industrielle Prägung des Ortes knüpfen wir bewusst an, interpretieren sie jedoch neu: mit einem Nutzungsmix, der urbanes Leben, Arbeiten, Wohnen und Freizeit in einem modellhaften Stadtbaustein zusammenführt.

Herzstück des Quartiers ist der Werkpark: ein großzügiger Grünraum, der sich über die gesamte Nord-Süd-Achse erstreckt und als verbindendes Rückgrat fungiert. Plätze, Werkgassen und der sensible Umgang mit Bestandsbauten bilden das adressbildende Raumgefüge. Drei Stadtbausteine definieren die Struktur:
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Stadtbaustein I vereint flexible Arbeitswelten, Wohnen, Kindertagesstätte sowie ein Hotel und ein Wohnhochhaus als markante Landmarke.
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Stadtbaustein II ist geprägt durch die Weiternutzung bestehender Gebäude – mit der „Halle für Alle“ als öffentlichem Zentrum für Bildung, Kultur und Gemeinschaft.
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Stadtbaustein III setzt auf Nahversorgung und kleinteilige Büronutzungen, ergänzt durch grüne Dachterrassen für die Nachbarschaft.
Mit einer klaren Gliederung in lebendige Erdgeschosszonen, grüne Rückzugsräume und differenzierte Gebäudehöhen reagiert das Quartier auf die vielfältigen Anforderungen des städtischen Alltags – und auf die spezifischen Gegebenheiten des Duisburger Stadtteils Wanheimerort.

Der Werkpark bildet das landschaftsarchitektonische Rückgrat unseres Entwurfs. Er verbindet alle Bausteine des Quartiers und übernimmt vielfältige Funktionen: als öffentlicher Aufenthalts- und Begegnungsraum, als Veranstaltungsort, Spiel- und Erholungsfläche sowie als Element der Regenwasserbewirtschaftung im Sinne einer blau-grünen Infrastruktur. Modellierte Landschaften, Retentionsflächen und klimaresiliente Vegetation sorgen für Kühlung, Biodiversität und Aufenthaltsqualität.
Weitere prägende Elemente sind der Entreeplatz mit Wasserspiel, die höhergelegene Rheinpromenade mit Blickbeziehungen zum Kultushafen sowie eine Vielzahl kleinmaßstäblicher Räume wie Nachbarschaftshöfe, Urban Gardening-Flächen und intensiv begrünte Dachterrassen. Die Gestaltung folgt dem Prinzip des „Ha-Ha“ aus dem englischen Landschaftspark: eine sanfte, visuell offene Anböschung sichert Weitblicke und erzeugt fließende Übergänge zwischen den Raumebenen.
Alle Freiräume sind autofrei konzipiert und ermöglichen so eine hohe Aufenthaltsqualität – sowohl für gemeinschaftliches als auch individuelles Leben. Vielfalt und Charakter entstehen durch bewusste Brüche zwischen Alt und Neu, offenen und geschlossenen Nutzungen, landschaftlich und urban gestalteten Bereichen.

Das Quartier versteht sich als ökologisches Modellprojekt, das Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen abbildet: ökologisch, ökonomisch und sozial. Ziel ist die Realisierung einer ganzheitlich gedachten, klimaresilienten Stadtstruktur mit niedrigem CO₂-Fußabdruck. Die Gebäude orientieren sich am Cradle-to-Cradle-Prinzip. Sie bestehen aus trennbaren, rezyklierbaren Materialien, fungieren als Rohstoffdepots und ermöglichen eine Rückführung der Ressourcen in geschlossene Kreisläufe.
Die Bestandsgebäude werden dort, wo möglich, weitergebaut und durch neue Elemente ergänzt – etwa PV-verglaste Stirnseiten der „Halle für Alle“ oder begrünte Fassaden. Das energetische Konzept sieht eine Kombination aus passiven Maßnahmen, erneuerbarer Energieerzeugung sowie Gebäudebegrünung vor.
Auch in Bezug auf Schallschutz setzt der Entwurf Maßstäbe: durch eine geschickte Anordnung lärmintensiver Nutzungen, bauliche Pufferzonen, Screens und lärmdämmende Fassadentechnologien wird ein ruhiges und lebenswertes Innenquartier geschaffen. Gleichzeitig sorgen flächeneffiziente Grundrisse, vorgefertigte Bauteile und eine lebenszyklusorientierte Planung für eine hohe Wirtschaftlichkeit ohne qualitative Abstriche.
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Caspar Schmitz-Morkramer
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Holm Bethge
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Philipp Meise
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Francisco Javier Vaz Cano
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Jutta Göttlicher
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Jonas Ritgen
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Sara Ipakchi